Internationale Arbeitsgruppe
- Europa östlich der Elbe im Mittelalter
Das Mittelalter östlich der Elbe
"Sclavania, amplissima Germaniae provintia" schrieb am Ende
des 11. Jahrhunderts Adam von Bremen, und nannte die "Sclavania"
ebenfalls "frugibus opulentissima". Ein fruchtbares Land war Europa östlich
der Elbe zumindest für die Kultur- und Geschichtswissenschaften. Immer wieder wurden und werden
Forscher/-innen verschiedener Fächer aus zahlreichen Gründen von der Einzigartigkeit dieses Raumes
fasziniert. Hieraus ergaben sich mehrere Anstöße für die Disziplinen übergreifende Studien,
methodische Innovationen wie auch leider, für die Instrumentalisierung und Ideologisierung.
Das berücksichtigte Gebiet wird in der Tradition von Jenö
Szücs1 als ein historischer Raum mit strukturellen,
gesellschaftlichen und kulturellen Gemeinsamkeiten verstanden. Dennoch werden neue
Annäherungsmöglichkeiten zu einer durch kulturellen Austausch und Kommunikation
charakterisierten Region, wie sie für die Neuzeit von Moritz
Csáky2 empfohlen wurden, in den Vordergrund gerückt.
Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe
Der Erfolg internationaler Ausstellungen in den zurückliegenden Jahren
ebenso wie grenzübergreifende Forschungsprojekte belegen ein neues, öffentliches Interesse
an Mittel- und Ostmitteleuropa als kulturellem und historisch gewachsenem Akteur. Unübersehbar
ist hier der Zusammenhang mit der zeithistorischen Situation im Zeitalter der Erweiterung der
Europäischen Union und der Formierung einer neuen europäischen Identität. Der Austausch
zwischen den Wissenschaften der einzelnen Länder kann zu neuen Paradigmen führen und ältere
Geschichtsbilder verschütten. Aber die Komplexität des Ineinandergreifens von zeithistorischen
und mittelalterlichen Wahrnehmungen wie der Partikularisierung der Forschung in
zahlreiche nationale und regionale Institutionen erschwert oftmals jungen Forscher/-innen
den Zugang zu dieser Geschichtsregion. Um den Zugang zu ungeahnten und spannenden Fragestellungen
zu erleichtern, ist Gruppenarbeit dringend vonnöten.
In dieser Situation setzt sich die Arbeitsgruppe Gentes trans Albiam
das Ziel, Kommunikation, Austausch und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler/-innen zu fördern.
Thematisch liegt der Schwerpunkt auf den slawischen gentes zwischen Elbe, Ostsee und
Donau sowie ihren Beziehungen zum Okzident und Orient im Früh-, Hoch- und Spätmittelalter.
Konkret wird die Arbeitsgruppe einerseits als Homepage mit Visitenkarten der Mitglieder und
verschiedenen themenrelevanten Informationen, andererseits durch jährliche Treffen der
Vernetzung Vorschub leisten. Gentes trans Albiam richtet sich im besonderen Maße an
den wissenschaftlichen Nachwuchs. Mit der starken Berücksichtigung der jungen Forschung sucht
die Arbeitsgruppe die klaffende Lücke zwischen den institutionalisierten fachwissenschaftlichen
Arbeitsgruppen und Forschungszentren einerseits sowie den universitären Ausbildungsangeboten
andererseits zu schließen.
Die GTA-Treffen
Erste Treffen der Arbeitsgruppe Gentes trans Albiam sind bereits durchgeführt worden (siehe Details in der linken Spalte auf dieser Seite). Nach Art eines Workshops soll, neben der Vorstellung eigener Untersuchungen, über
Forschungsprobleme und Schwierigkeiten aller Art vorbehaltlos und ergebnisoffen diskutiert
werden. Auf diese Weise tragen die Veranstaltungen der Arbeitsgruppe "Gentes trans
Albiam" dem fächerübergreifenden und grenzüberschreitenden Austausch auf einer gemeinsamen
Gesprächsgrundlage und der wechselseitigen Einsicht in die fachspezifischen Befindlichkeiten
Rechnung.
Die GTA-Treffen folgen einem gemeinsamen Muster. Die Zahl der TeilnehmerInnen bleibt auf weniger als zwanzig begrenzt, um eine kollegiale Atmosphäre zu sichern und das Thema eng fokussiert halten zu können. Die Beiträge gruppieren sich um eine gemeinsame Thematik und um eine gemeinsame theoretische Annäherung. Ziel ist es, mit diesem Zugang ein historisches Phänomen auf einer Basis zu untersuchen, die Vergleiche, Zusammenhänge und Unterschiede in den mittelalterlichen Gesellschaften zu erkennen und diskutieren ermöglicht. Ein besonderer Stellenwert wird der Aufklärung wissenschaftlicher Paradigmen, dem Verständnis fachlicher Traditionen und den Modalitäten interdisziplinärer Zusammenarbeit beigemessen.
Um den internationalen Austausch zu erleichtern, werden gewöhnlich die ReferentInnen gebeten, vorab Zusammenfassungen ihrer Beiträge zu liefern. Es wird soviel Zeit den Referaten selbst wie den darauf folgenden Diskussionen gewidmet. Schließlich werden nach dem Treffen die Beiträge in der Form von Aufsätzen, welche die Überarbeitung der Referate auf Grund der Ergebnisse der gemeinsamen Diskussion darstellen, in einem Sammelband publiziert.
Facebook-Gruppe
Seit 2009 verfügt außerdem die Arbeitsgruppe über ein Forum zum interaktiven Informationenaustausch in der Form einer Facebook-Gruppe. Um an der Gruppe teilzunehmen soll man Facebook-Mitglied werden (www.facebook.com). Dafür sind lediglich eine Email-Adresse und ein persönliches Kennwort nötig. Dann einfach "Gentes trans Albiam" eingeben.
Anne Klammt M.A.
Georg-August-Universität Göttingen
Seminar für Ur- und Frühgeschichte
aklammtatgwdg.de
Dr. des. Sébastien Rossignol
York University
Department of History
rossignoatyorku.ca
1. Jenö Szücs, Die drei historischen Regionen Europas, Frankfurt/Main, 1990.
2. Moritz Csáky, Kultur - Identität - Differenz. Wien und Zentraleuropa in der Moderne, Innsbruck, 2004.